Farben der ouessants

Der französische Rassenstandard meint zu den Farben der Ouessant Schafe:

 

Die Mehrheit der Ouessantschafe ist schwarz, es gibt jedoch auch weiße und braune Tiere

Die Färbung sollte das ganze Jahr einheitlich einfarbig sein.

Die Krawatte bei Böcken kann bei gleicher Farbe dunkler sein.

Die Hörner und Klauen sind bei weißen Tieren hell und bei dunklen Tieren dunkel.

 

 

Da ich immer wieder verwundert gefragt werde wenn ich ein weißes Tier verkaufe: "Ja aber sind die Füße denn nicht braun?", bei braunen Tieren "Das hat aber weiße Wolle" , oder bei schwarzen "das ist doch nicht schwarz, das ist schokokaffeekuchen braun".... (so oder so ähnlich ;-)) möchte ich jetzt einmal über die Irrtümer der Farben bei Ouessants aufklären.

 

Im Herdbuch in Frankreich sind nur drei Farben zugelassen. Noir (schwarz), blanc (weiß) und noisette (braun) und in diesen drei Farben züchte ich auch meine Ouessants.

 

In Deutschland ist auch die Farbe Schimmel zugelassen. Dabei besitzen die Tiere bei der Geburt oft ein geschecktes Fell und mit den Jahren vereinheitlicht sich die Wolle immer mehr ins Graue. Schimmelfarbige Tiere haben entweder eine schwarze oder braune Grundfarbe, man spricht auch von Schwarzschimmeln und Braunschimmeln. Bei diesen Tieren treten oft weiße Ringe um die Augen, quer gestreifte Hörner, weiße Ohrenspitzen und das sogenannte Mehlmaul (weiße Schnauze) auf. Diese Farbe entstand durch Einkreuzungen, möglicherweise von Romanov- und Finnschafen, in den Niederlanden, da die Ouessants damals noch sehr selten waren und man sich durch diese Kreuzung mehr Fruchtbarkeit erwartete. Deshalb ist es heute auch nicht verwunderlich, dass bei schimmelfarbigen Tieren Zwillingsgeburten keine Seltenheit sind. In den Niederlanden und in Deutschland wird mit Tieren dieses Farbschlages im Herdbuch gezüchtet und viele Züchter sind Liebhaber dieser Farbe. Ich akzeptiere dies durchaus, jedem das seine, orientiere mich aber selbst am französischen Rassenstandard (in Frankreich wird diese Farbe nicht anerkannt). Deshalb möchte ich diese Farbe nicht in meinem Bestand haben und züchte auch nur mit Schafen die keine Schimmelvorfahren haben.

Schimmel-farbiges männliches Lamm (Foto: R. Wendel)
Schimmel-farbiges männliches Lamm (Foto: R. Wendel)
Schimmel-farbiges adultes Schaf (Foto: R. Wendel)
Schimmel-farbiges adultes Schaf (Foto: R. Wendel)

Schwarz

Die Ursprünglichste der Farben bei den Ouessants ist sicher schwarz, da damals die schwarze Wolle zur Herstellung der Kleidung auf der Ilê d'Ouessant benötigt wurde. Schwarz ist aber nicht gleich schwarz. Die Farbe der Wolle kann durch die Sonneneinstrahlung verschiedene Schattierungen von braun annehmen. Die Farbpalette kann von einem hellen karamellbraun bis hin zu nachtschwarz reichen, wobei heutzutage oft ein Trend hin zu immer schwarzeren Ouessants zu bemerken ist, die auf Ausstellungen im Vergleich mit helleren, aber ansonsten gleichwertigen Tieren, besser abschneiden. Das Ausbleichen der Wolle ist aber durchaus rassetypisch und trägt meiner Meinung nach sehr zum Charme dieser sehr ursprünglichen Rasse bei.

 

Ein weiteres rassetypisches Phänomen, das man oft bei älteren schwarzen Ouessantschafen beobachten kann ist das sogenannte Altersgrau. Dabei verfärbt sich die Wolle einheitlich oder stellenweise grau. Dies tritt bei einigen Tieren zu einem früheren Zeitpunkt auf als bei anderen. Generell kann man jedoch sagen dass Altersgrau vererbt wird und in einigen Ouessant Linien häufiger auftritt als in anderen. 

 

Eine Variante der Farbe schwarz ist "faded", "grise" oder "französisch grau", Diese Farbe wird durch ein Gen verursacht, das rezessiv vererbt wird. Es kann in schwarzen Tieren schlummern und durch die Verpaarung mit einem anderen Träger dieses Genes zum Vorschein kommen. Bei dieser Farbe sind die Beine und der Kopf schwarz und die Wolle bleicht ins grau/beige aus, die schwarze Wollfarbe wird durch das Gen sozusagen "ausgedünnt". Französisch grau wird oft mit der Farbe Schimmel verwechselt ist jedoch eine originale Farbe der Ouessants und nicht durch Einkreuzungen entstanden. Es bedarf schon eines geübten Auges und oft auch der Ahnentafel eines Schafes um diese Farbe genau zuordnen zu können.

 

So schwierig wie es sich anhört ist es aber gar nicht ein schwarzes Tier auch als solches einordnen zu können. Schwarze Ouessants (auch französisch graue) kommen immer lackschwarz auf die Welt, bei Lämmern ist ein kleiner weißer Fleck auf dem Kopf erlaubt, der mit den Jahren ganz verschwindet. Kopf und Beine sind bei adulten schwarzen Tieren immer schwarz, ohne andersfarbige Flecken oder Punkte. Graue Stichelhaare um das Maul sind bei älteren Tieren aber durchaus möglich. Hörner und Klauen sind bei schwarzen Tieren gleichmäßig dunkel, nur französisch graue Ouessants können hellere, aber immer einfarbige Hörner haben. Wird ein schwarzes Tier geschoren, so ist die Unterwolle meistens schwarz, außer bei Tieren mit starken Altersgrau, da kann die Unterwolle auch grau sein, jedoch immer sehr einheitlich und ohne Flecken. Bei Tieren der Farbe französisch grau, ist die Unterwolle gleichmäßig grau-braun.

Tiefschwarzes, adultes Mutterschaf
Tiefschwarzes, adultes Mutterschaf
10 Monate altes Lamm mit von der Sonne ausgeblichener Wolle
10 Monate altes Lamm mit von der Sonne ausgeblichener Wolle

Lamm mit weißem Stirnfleck (verschwindet mit der Zeit)
Lamm mit weißem Stirnfleck (verschwindet mit der Zeit)
Adultes Mutterschaf mit ausgeprägtem Altersgrau
Adultes Mutterschaf mit ausgeprägtem Altersgrau

Schwarzes weibliches Lamm
Schwarzes weibliches Lamm
Französisch-grauer (grise) Schafbock
Französisch-grauer (grise) Schafbock

Weiß

Eine weitere Farbe bei Ouessants, die schon sehr früh in Frankreich historisch erwähnt wurde ist weiß. Aber Achtung, weiß ist nicht gleich weiß. Wer sich unter einem weißen Ouessantschaf ein schneeweißes Tier vorstellt wird nicht leicht fündig werden. Weiße Ouessantlämmer kommen meist mit bräunlichen Stellen am Nacken, Füßen, Schwanz und Kopf zur Welt. Mit den Jahren verwachsen sich diese rötlichen Stellen und das Schaf wird zunehmend weißer, ganz schneeweiße Tiere sind jedoch trotzdem sehr selten und laut Rassenstandard gehören die rötlichen Partien zum ganz normalen Erscheinungsbild eines weißen Ouessantschafes. Hat ein Schaf jedoch braune oder schwarze Flecken, die Größer als ein 10-Cent Stück sind, so ist dies ein Farbfehler und mit solchen Tieren sollte nicht unbedingt gezüchtet werden.

Weißes adultes Schaf
Weißes adultes Schaf
Lamm mit braunen Stellen an Hals, Schwanz, Beinen (wird verblassen)
Lamm mit braunen Stellen an Hals, Schwanz, Beinen (wird verblassen)

Schneeweißes weibliches Lamm
Schneeweißes weibliches Lamm
Lamm mit rötlichen Stellen in der Wolle und Farbfehler
Lamm mit rötlichen Stellen in der Wolle und Farbfehler

Braun

Eine moderne Farbe die historisch nie erwähnt wurde und die wahrscheinlich auch durch Einkreuzungen entstand ist, ist die braune Farbe. Dabei kommen die Lämmer dunkelbraun zur Welt und mit der Zeit kann sich sowohl das Gesicht, als auch die Wolle aufhellen. Dabei kann man die gleichen Phänomene wie bei Schwarz beobachten, nämlich das sogenannte Altersgrau, als auch das Aufhellen der Wolle durch die Sonneneinstrahlung, sodass die Wollfarbe bei braunen Ouessants von fast Weiß über Karamellbraun bis hin zu dunklem Schokoladebraun reichen kann.

Braunes männliches Lamm
Braunes männliches Lamm
Brauner adulter Schafbock
Brauner adulter Schafbock

Die Farbe braun wird rezessiv vererbt, schwarz ist dominant über braun, weiß ist dominant über schwarz und braun, und auch schimmel wird dominant vererbt.

 

Wenn ich einmal die Zeit habe werde ich versuchen einen Artikel über die Vererbung der Farben bei Ouessants zu verfassen.

 

 

Sollte jemand Fehler oder ungenaue Informationen in diesem Text finden, so bitte ich um Verständnis, da ich selbst noch in der Phase des Lernens, Recherchierens und Beobachtens bin. Ich habe diesen Text mit bestem Wissen und Gewissen verfasst und bin auch für Kritik sehr aufnahmefähig.

 

 

 

Ouessantschafe vom Plateidhof

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